Der Bienentanz

 

Bienen haben eine besondere Art der Kommunikation entwickelt, um in völliger Dunkelheit bestimmte Informationen (z.B. eine reiche Futterquelle) an die anderen Bienen im Stock weiterzugeben. Sie tanzt!

 

 

Der Rundtanz

Ist die Futterquelle weniger als 100 m vom Bienenstock entfernt, tanzt die Biene im Stock den Rundtanz. Bei diesem Tanz wird weder die Richtung, noch die Entfernung mitgeteilt; lediglich dass eine reiche Futterquelle in nächster Entfernung liegt. Und je länger und intensiver dieser Tanz ist, desto reichhaltiger ist die Futterquelle. Ab und zu gibt sie den anderen Bienen eine Kostprobe vom Nektar.

Sie läuft für bis zu 3 Minuten in einem kleinen Kreis (Radius ca. 1–2 cm) umher und ändert dabei etwa nach einer kompletten Umdrehung ihre Drehrichtung. Durch diesen Tanz erregt sie die Aufmerksamkeit der Sammlerinnen in ihrer Umgebung, die mit Ihrem Fühler Kontakt aufnehmen und möglichst nahe am Hinterleib der tanzenden Biene bleiben und ihre Bewegungen mitverfolgen. Mit ihren Fühlern, einem sehr wichtigen Sinnesorgan, kann sie die Art der Pollen auf der angekommenen Biene ermitteln und nach dem Geruch dieser Pflanze suchen. Ab und zu gibt sie den anderen Bienen eine Kostprobe vom Nektar.

 

 

Nach dem Ende des Tanzes machen sich die Nachtänzerinnen zielstrebig auf die Suche nach den Futterpflanzen mit diesem Duft. Bevor die tanzende Biene selbst wieder zu sammeln beginnt, wiederholt sie den Tanz an anderen Stellen im Stock, um weitere Sammlerinnen zu informieren. Wenn auch diese Sammlerinnen von der Futterquelle zurückkehren, geben sie ebenfalls durch den Rundtanz an andere Sammlerinnen diese Information weiter, in der gleichen Weise wie die erste Sammlerin. Solange, bis die Futterpflanzen abgeerntet sind oder kein Bedarf mehr besteht.

 

 

 

Der Schwänzeltanz

Wenn die Futterquelle weiter entfernt liegt, gibt die Sammelbiene über den Schwänzeltanz die Richtung und Entfernung an.

 

Zunächst wird von den Vorkosterinnen entschieden, ob die heimgekehrte Biene ihren Fund anderen mitteilen soll. Ist dies der Fall, beginnt die Sammelbiene meist in der Stockmitte mit ihren charakteristischen Bewegungen, um die Informationen zu verbreiten. Dieser folgende Tanz besteht aus dem Rundlauf und dem Schwänzellauf.

 

Beim Schwänzellauf läuft die Biene zunächst unter heftigem seitlichem Vibrieren des Hinterleibs (Schwänzeln) wenige Zentimeter gerade aus. Anschließend kehrt sie beim Rundlauf in einem Bogen zum Ausgangspunkt des Schwänzellaufs zurück. Der Schwänzellauf beginnt dann von dort erneut und darauf folgt immer wieder der Rundlauf, aber in die entgegengesetzte Richtung. Auch hier wird die Tänzerin ebenfalls wie beim Rundtanz von drei bis vier Sammlerinnen begleitet, welche sich so anordnen, dass sie mit ihren Antennen die Schwänzelbewegungen der Tänzerin gut registrieren können.

 

Auch von der Tänzerin abgegebene Schwingungen und Laute haben entscheidende Funktion, ohne diese die anderen nicht nachfolgen würden. Diese Signale haben eine Frequenz von 240–260 Hz und werden mit der enormen Lautstärke von ca. 110 dB während des Schwänzellaufs ausgesendet. Trotzdem ist sie nur auch der gleichen Wabe und auch nur im engsten Radius hörbar. Der Schall wird durch die Flugmuskulatur erzeugt und entspricht deshalb der durchschnittlichen Flügelschlagfrequenz.

 

Die Anzahl und die Abfolge der Schallimpulse ist von größerer Bedeutung als ihre Länge oder Frequenz. Die Abfolge der Schallimpulse ist unabhängig von der Frequenz des Schwänzelns. Neben den Schallimpulsen in der Luft werden während des Schwänzellaufes außerdem Vibrationen mit derselben Frequenz über die Waben weitergegeben.

 

Die Ortsangabe wird über zwei für Bienen einfach messbare Arten angeben.

1. Die Entfernung zwischen Stock und Nahrungsquelle. Die Biene kann den Verbrauch der Energie für die Wegstrecke anhand von Rezeptoren in ihrem Honigmagen messen und verwendet diese Information für die Entfernungsberechnung. Außerdem werden auch optische Informationen mit aufgenommen, z.B. auf der Strecke sich verändernde Landschaften wie z.B. Straßen, Wiesen, Wald, u.s.w. . Aus diesen Informationen wird von der Biene die Entfernung ermittelt und diese bei der Rückkehr im Stock über das Tanztempo mitgeteilt. Je mehr Umdrehungen sie dabei pro Zeiteinheit macht, desto näher liegt die Futterquelle. Bei zunehmender Entfernung vom Bienenstock zur Futterquelle schwänzeln die Bienen im Mittelstück des Tanzes heftiger und der Ablauf des Schwänzeltanzes dauert demnach dann auch länger.

 

 

2. Die Richtung zum Futterstandort wird immer im Verhältnis zum Sonnenstand angegeben. Dies funktioniert auch bei bewölktem Himmel, da der Stand der Sonne immer noch durch die durchdringenden Lichtstrahlen ermittelt werden kann, da die Bienen ein sehr gutes Wahrnehmungsvermögen haben. Der Winkel zur Sonne kann so von den dort wartenden Flugbienen sofort übernommen werden. Die Tänze der Bienen finden in der Regel in völliger Dunkelheit in der Vertikalen auf den Waben statt.

Findet der Schwänzeltanz direkt nach oben gerichtet statt, ist die Nachrungsquelle direkt in Richtung der Sonne. Wo oben ist erkennen die Bienen anhand der Schwerkraft und dem Erdmagnetfeld.

 

Die Bienen können jedoch nur die Richtung und die Entfernung mitteilen, nicht aber Höhenunterschiede. Liegt beispielsweise eine Blumenwiese hinter einem hohen Gebäudekomplex überfliegen sie diesen auf gerader Linie von Stock zum Ziel. Erst wenn sie ihr Ziel erreicht haben, wählen sie eine entsprechend einfachere Route. Dies stellt eine beachtliche Leistung der Bienen dar.